H2ProSim – Toolbox zur Prozess-Simulation von Wasserstoffsystemen

H2ProSim – Toolbox zur Prozess-Simulation von Wasserstoffsystemen
© Fraunhofer ISE, Pixabay/Nick_H
Beispielhafte Darstellung aus der Modelloberfläche von »H2ProSim«.

Unsere Simulationstoolbox »H2ProSim« (Hydrogen Process Simulation) dient der modellbasierten, technoökonomischen Bewertung von Wasserstoffanlagen sowie von Power-to-X-Produkten wie Flüssigwasserstoff, LOHC, Methanol oder Ammoniak, bis hin zu kompletten Wasserstoff-Versorgungsketten. »H2ProSim« basiert auf der etablierten Programmfamilie Matlab/Simulink/Stateflow und ermöglicht detaillierte Systemmodellierungen, dynamische Simulationen verschiedener Komponenten und Analysen der Betriebsführung entlang beliebiger Wasserstoffversorgungsketten. Neben der Bewertung spezifischer Elektrolyseanlagen, Wasserstofftankstellen oder anderer Komponenten einer Wasserstoffinfrastruktur unterstützt »H2ProSim« auch die Konzeptentwicklung solcher Versorgungsketten (z. B. Offshore-Wasserstoffproduktion).

Das Fraunhofer ISE entwickelt und optimiert seit über 10 Jahren das umfangreiche Tool. »H2ProSim« wurde in einer Vielzahl von Projekten eingesetzt und hat sich durch den engen Austausch mit Industriekunden als leistungsfähiges Werkzeug bewährt. Je nach Kundenwunsch können wir flexibel individuelle Anpassungen oder Weiterentwicklungen einzelner nichtlinearer Modelle umsetzen und szenarienbasierte Simulationen durchführen. Ergebnisse aus unseren praxisorientierten F&E-Projekten und eigenen Forschungsplattformen fließen zur Validierung in die einzelnen Modelle von »H2ProSim« ein.

»H2ProSim« eignet sich hervorragend für die Beantwortung spezifischer Fragen der Wasserstoffsystemauslegung und Kostenprognose. In Kombination mit einem genetischen Optimierungsalgorithmus identifiziert »H2ProSim« optimale Systemkonfigurationen und Mehrzieloptimierungen von Wasserstoffsystemen, bei denen zwei oder mehr in sich widersprüchliche Zielparameter optimiert werden.

Modellierung und Simulation des dynamischen Betriebsverhaltens von Wasserstoffsystemen

Jahresverlauf der Stromproduktion einer lokalen erneuerbare Energien Anlage für einen Elektrolyseur und resultierender Wasserstoff-Speicherdruck in einem Zwischenspeicher.
© Fraunhofer ISE
Jahresverlauf der Stromproduktion einer lokalen EE-Anlage für einen Elektrolyseur und resultierender Wasserstoff-Speicherdruck in einem Zwischenspeicher.

Die Simulationen der mit H2ProSim erstellten Wasserstoffsystemmodelle werden in der Regel dynamisch durchgeführt und ermöglichen somit eine genauere Analyse der Systemdynamik und des Teillastverhaltens einzelner Komponenten. Je nach Anforderung können die Modelle sehr detailliert ausgeführt werden: vom charakteristischen, lastabhängigen Verhalten auf Elektrolysezellenebene bis hin zur Zustandsregelung des Elektrolysesystems (Betrieb, Standby, etc.) inklusive aller Balance-of-Plant (BoP)-Komponenten.

Der hohe Detaillierungsgrad von H2ProSim ist essentiell für die umfassende Bewertung von Wasserstoffanlagen und die Erstellung von Wasserstoff-Ertragsgutachten. Die Auswertung umfasst neben der Produktionsmenge wichtige Parameter wie Wirkungsgrad, Volllaststunden oder abgeregelte Strommenge, aber auch die Energieströme zu den einzelnen Komponenten und eine Analyse einer möglichen Abwärmenutzung.

Eine Besonderheit stellt die Möglichkeit dar, ein stapelspezifisches Degradationsverhalten über mehrere Jahre zu simulieren, um den Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Systems ermitteln zu können.

Optimierung von Wasserstoffsystemen

Pareto-Front als Ergebnis einer Mehrzieloptimierung mittels H2ProSim
© Fraunhofer ISE
Beispielhafte Darstellung einer Pareto-Front als Ergebnis einer Mehrzieloptimierung mittels H2ProSim für den Import eines PtX-Produkts.

Eine Besonderheit von H2ProSim ist ein integrierter Optimierungsalgorithmus für die erstellten Systemmodelle, mit dem Konzepte zur technisch-wirtschaftlichen Anlagenoptimierung entwickelt werden können. Dazu werden mit Hilfe eines genetischen Algorithmus in einem iterativen Optimierungsprozess globale Extrema einer Zielgröße mit mehreren Einflussparametern identifiziert, indem ausgewählte Parameter des Simulationsmodells (z. B. installierte Windleistung, installierte Elektrolyseleistung, Speichervolumen) auf Basis einer Suchheuristik variiert werden. Typische Zielgrößen solcher Optimierungen sind z. B. die Minimierung der Wasserstofferzeugungskosten (LCOH - Levelized Cost of Hydrogen) oder auch die Maximierung der Wasserstoffproduktionsmenge. Es können aber auch weitere technische oder wirtschaftliche Zielgrößen in der Optimierung bestimmt werden. Ebenfalls ist eine Mehrzieloptimierung zur Ermittlung von Kompromissen zwischen zwei Zielgrößen (z. B. Kosten und Menge) möglich.

Technoökonomische Analyse der gesamten PtX-Wertschöpfungskette

Kostenaufschlüsselung für den Import verschiedener PtX-Produkte aus Australien nach Deutschland
© Fraunhofer ISE
Beispielhafte, mit H2ProSim ermittelte Kostenaufschlüsselung für den Import verschiedener PtX-Produkte aus Australien nach Deutschland

Mit H2ProSim können komplette Wasserstoff-Versorgungsketten für beliebige Standorte bewertet werden. Dies umfasst die Wasserstofferzeugung mit erneuerbaren Energien, die Zwischenspeicherung des Wasserstoffs, die anschließende Verflüssigung/Verdichtung des Wasserstoffs oder seine Umwandlung in synthetische Energieträger (z. B. Ammoniak, Methanol, DME) sowie den Transport der Produkte zum Kunden. Dieser kann per Schiff, Bahn, Trailer oder bei gasförmigem Wasserstoff per Pipeline erfolgen.

Die gesamte Prozesskette wird in H2ProSim technisch modelliert, zeitaufgelöst simuliert und abschließend über ein Kostenmodell ökonomisch abgebildet. Das Kostenmodell berücksichtigt die Investitions- und Betriebskosten der einzelnen Systemkomponenten und ermittelt daraus die Produktgestehungskosten. Integrierte Funktionen ermöglichen die Identifikation von Kostentreibern sowie die Durchführung von Sensitivitätsanalysen. Die wirtschaftlichen Parameter werden aus einer Datenbank entnommen, die Herstellerdaten und Literaturwerte enthält. Darüber hinaus werden eigene Kostenmodelle verwendet. 

Projekte, in denen »H2ProSim« zum Einsatz kam

 

TrHyhub

Trilateral Hydrogen Innovation and Export Hub between Western Australia, the Netherlands and Germany

 

TransHyDE-Systemanalyse

TransHyDE-Projekt zu Transportlösungen für grünen Wasserstoff

 

TransHyDE-LNG2Hydrogen

TransHyDE-Projekt zur Umstellung von LNG-Terminals auf wasserstoffbasierte Energieträger

 

WESpe

Technische und ökonomische Systemanalyse für Power-to-Gas-Systeme

 

Studie | August 2023

Power-to-X-Länderanalysen

Studie zur Kostenanalyse im Auftrag von H2Global | Fraunhofer ISE

 

Studie | September 2024

Power-to-X Kolumbien

Studie zu den Produktions- und Bereitstellungskosten von grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten in Kolumbien | Im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des Weltenergierats (WEC) | Fraunhofer ISE | September 2024

 

Presseinformation | Februar 2022

Auf dem Weg zur GW-Industrie

Fraunhofer ISE liefert detaillierte Kostenanalyse für Wasserelektrolyse-Systeme

Weitere Informationen

Arbeitsgebiet

Technoökonomische Analyse von Wasserstoff-Lieferketten

Arbeitsgebiet

Analyse von Wasserstoff-Modellregionen

Arbeitsgebiet

Entwicklung und Bewertung von Wasserstoffinfrastrukturen und Elektrolyseuren

Geschäftsfeldthema

Elektrolyse und Wasserstoffinfrastruktur

Geschäftsfeldthema

Nachhaltige Syntheseprodukte