Unsere Simulationstoolbox »H2ProSim« (Hydrogen Process Simulation) dient der modellbasierten, technoökonomischen Bewertung von Wasserstoffanlagen sowie von Power-to-X-Produkten wie Flüssigwasserstoff, LOHC, Methanol oder Ammoniak, bis hin zu kompletten Wasserstoff-Versorgungsketten. »H2ProSim« basiert auf der etablierten Programmfamilie Matlab/Simulink/Stateflow und ermöglicht detaillierte Systemmodellierungen, dynamische Simulationen verschiedener Komponenten und Analysen der Betriebsführung entlang beliebiger Wasserstoffversorgungsketten. Neben der Bewertung spezifischer Elektrolyseanlagen, Wasserstofftankstellen oder anderer Komponenten einer Wasserstoffinfrastruktur unterstützt »H2ProSim« auch die Konzeptentwicklung solcher Versorgungsketten (z. B. Offshore-Wasserstoffproduktion).
Das Fraunhofer ISE entwickelt und optimiert seit über 10 Jahren das umfangreiche Tool. »H2ProSim« wurde in einer Vielzahl von Projekten eingesetzt und hat sich durch den engen Austausch mit Industriekunden als leistungsfähiges Werkzeug bewährt. Je nach Kundenwunsch können wir flexibel individuelle Anpassungen oder Weiterentwicklungen einzelner nichtlinearer Modelle umsetzen und szenarienbasierte Simulationen durchführen. Ergebnisse aus unseren praxisorientierten F&E-Projekten und eigenen Forschungsplattformen fließen zur Validierung in die einzelnen Modelle von »H2ProSim« ein.
»H2ProSim« eignet sich hervorragend für die Beantwortung spezifischer Fragen der Wasserstoffsystemauslegung und Kostenprognose. In Kombination mit einem genetischen Optimierungsalgorithmus identifiziert »H2ProSim« optimale Systemkonfigurationen und Mehrzieloptimierungen von Wasserstoffsystemen, bei denen zwei oder mehr in sich widersprüchliche Zielparameter optimiert werden.
Die Simulationen der mit H2ProSim erstellten Wasserstoffsystemmodelle werden in der Regel dynamisch durchgeführt und ermöglichen somit eine genauere Analyse der Systemdynamik und des Teillastverhaltens einzelner Komponenten. Je nach Anforderung können die Modelle sehr detailliert ausgeführt werden: vom charakteristischen, lastabhängigen Verhalten auf Elektrolysezellenebene bis hin zur Zustandsregelung des Elektrolysesystems (Betrieb, Standby, etc.) inklusive aller Balance-of-Plant (BoP)-Komponenten.
Der hohe Detaillierungsgrad von H2ProSim ist essentiell für die umfassende Bewertung von Wasserstoffanlagen und die Erstellung von Wasserstoff-Ertragsgutachten. Die Auswertung umfasst neben der Produktionsmenge wichtige Parameter wie Wirkungsgrad, Volllaststunden oder abgeregelte Strommenge, aber auch die Energieströme zu den einzelnen Komponenten und eine Analyse einer möglichen Abwärmenutzung.
Eine Besonderheit stellt die Möglichkeit dar, ein stapelspezifisches Degradationsverhalten über mehrere Jahre zu simulieren, um den Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Systems ermitteln zu können.
Eine Besonderheit von H2ProSim ist ein integrierter Optimierungsalgorithmus für die erstellten Systemmodelle, mit dem Konzepte zur technisch-wirtschaftlichen Anlagenoptimierung entwickelt werden können. Dazu werden mit Hilfe eines genetischen Algorithmus in einem iterativen Optimierungsprozess globale Extrema einer Zielgröße mit mehreren Einflussparametern identifiziert, indem ausgewählte Parameter des Simulationsmodells (z. B. installierte Windleistung, installierte Elektrolyseleistung, Speichervolumen) auf Basis einer Suchheuristik variiert werden. Typische Zielgrößen solcher Optimierungen sind z. B. die Minimierung der Wasserstofferzeugungskosten (LCOH - Levelized Cost of Hydrogen) oder auch die Maximierung der Wasserstoffproduktionsmenge. Es können aber auch weitere technische oder wirtschaftliche Zielgrößen in der Optimierung bestimmt werden. Ebenfalls ist eine Mehrzieloptimierung zur Ermittlung von Kompromissen zwischen zwei Zielgrößen (z. B. Kosten und Menge) möglich.
Mit H2ProSim können komplette Wasserstoff-Versorgungsketten für beliebige Standorte bewertet werden. Dies umfasst die Wasserstofferzeugung mit erneuerbaren Energien, die Zwischenspeicherung des Wasserstoffs, die anschließende Verflüssigung/Verdichtung des Wasserstoffs oder seine Umwandlung in synthetische Energieträger (z. B. Ammoniak, Methanol, DME) sowie den Transport der Produkte zum Kunden. Dieser kann per Schiff, Bahn, Trailer oder bei gasförmigem Wasserstoff per Pipeline erfolgen.
Die gesamte Prozesskette wird in H2ProSim technisch modelliert, zeitaufgelöst simuliert und abschließend über ein Kostenmodell ökonomisch abgebildet. Das Kostenmodell berücksichtigt die Investitions- und Betriebskosten der einzelnen Systemkomponenten und ermittelt daraus die Produktgestehungskosten. Integrierte Funktionen ermöglichen die Identifikation von Kostentreibern sowie die Durchführung von Sensitivitätsanalysen. Die wirtschaftlichen Parameter werden aus einer Datenbank entnommen, die Herstellerdaten und Literaturwerte enthält. Darüber hinaus werden eigene Kostenmodelle verwendet.