News #15
Skalierbarer Weg zur Produktion von Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen
In einem Verbundprojekt haben Forschende der King Abdullah University of Science and Technology KAUST und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE den Schritt der Rotationsbeschichtung bei der Produktion von Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen erfolgreich ersetzt. Stattdessen kombinierten sie Aufdampfen und Blade-Coating-Beschichtung (Klingenbeschichtung) zum Abscheiden der Perowskit-Solarzellen auf Silizium-Bottom-Zellen. Mit diesem „Hybridverfahren“ produzierten sie Tandemsolarzellen mit Wirkungsgraden nahe der 28 Prozent. Ihr Ergebnis ebnet den Weg für eine industrielle Produktion dieser vielversprechenden neuen Zelltechnologie.

Auch wenn aktuell Perowskit-Silizium-Solarzellen mit hohen Wirkungsgraden von über 33 Prozent im Labor die PV-Industrie optimistisch stimmen, bleibt ihre Produktion im großen Maßstab eine Herausforderung. »Das erfolgreiche Aufbringen der Perowskit-Topzelle mit skalierbaren Technologien auf die Silizium-Bottom-Zelle war für uns ein Durchbruch«, sagt Oussama Er-raji, Doktorand und Projektleiter am Fraunhofer ISE. »In einem zweistufigen Hybridprozess werden zunächst die anorganischen Perowskit-Materialien aufgedampft, anschließend werden die organischen Perowskite mittels Blade-Coating aufgebracht. Damit ist das Verfahren für die Produktion im industriellen Maßstab geeignet.«
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler demonstrierten vollständig strukturierte Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen mit Leerlaufspannungen von über 1900 Millivolt und Wirkungsgraden von 27,8 Prozent. Darüber hinaus stellten sie fest, dass die Beschichtungsgeschwindigkeit im hybriden Verdampfungs-/Blade-Coating-Prozess im Gegensatz zu einstufigen beschichteten Perowskiten keinen Einfluss auf die Perowskitdicke hat, sondern mit der Perowskit-Umwandlungsrate korreliert, die für die Optimierung des Absorbers entscheidend war.
Mit dieser Studie bauen die Forschenden des Fraunhofer ISE auf ihrer umfangreichen Erfahrung mit dem Hybridverfahren auf, das Verdampfung mit einem nasschemischen Prozessschritt kombiniert. Während in der Vergangenheit für den nasschemischen Schritt das Spin-Coating-Verfahren (Rotationsbeschichtung) verwendet wurde, konnten sie nun ihre Erfahrungen auf das besser skalierbare Blade-Coating (Klingenbeschichtung) für den zweiten Schritt übertragen.
Viele Perowskit-Forschungsgruppen, darunter KAUST und Fraunhofer ISE, untersuchen Wege, um Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen in die Massenproduktion zu bringen. Bislang werden Perowskit-Silizium-Solarzellen meist im Spin-Coating-Verfahren hergestellt. »Spin-Coating eignet sich hervorragend als Labortechnik, da es sehr flexibel ist und neue Materialien, Additive und Prozessparameter schnell getestet werden können. Für die Produktion in großem Maßstab ist es jedoch nicht geeignet«, sagt Dr. Juliane Borchert, Gruppenleiterin Perowskit-Materialien und Grenzflächen am Fraunhofer ISE. »Wir gehen außerdem davon aus, dass die Erkenntnisse über die Dynamik beim Blade-Coating auf das Slot-Die-Coating (Schlitzdüsenbeschichtung) übertragen werden können, das sich noch besser für die Skalierung eignet«, fügt Borchert hinzu.
Silizium-Solarzellen können maximal 29,4 Prozent des Sonnenlichts in Strom umwandeln. Dieses physikalische Limit hat die Photovoltaik-Industrie schon fast erreicht. Um die Effizienz von Solarzellen weiterhin zu erhöhen, wenden sich Solar-Forscherinnen und Forscher weltweit der Tandem-Photovoltaik zu, insbesondere Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen. Durch die Kombination von zwei oder mehr Teilzellen aus unterschiedlichen Materialen kann ein größeres Spektrum des Sonnenlichts genutzt werden. Während die Silizium-Solarzelle vor allem den roten Anteil des Sonnenlichts effizient in Strom umwandelt, kann die darüber liegende Teilzelle aus Perowskiten den blauen Anteil des Lichts besser nutzen.
Letzte Änderung: