Fraunhofer ISE entwickelt solare Eiserzeugung und Trocknung für Fischer und Bauern in Kenia

In Afrika verderben bis zu 30 Prozent der landwirtschaftlichen oder marinen Produkte wie z.B. Fische auf ihrem Weg zum Markt, weil es an Möglichkeiten zur Kühlung oder Haltbarmachung fehlt. Das liegt nicht zuletzt an der mangelnden Strominfrastruktur in den ländlichen Gebieten. Im Projekt SolCoolDry hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ein System zur solaren Eiserzeugung und Trocknung entwickelt und an die lokale Gemeinschaft in Mwazaro im Süden Kenias übergeben.

© Fraunhofer ISE
Das SolCoolDry-System, bestehend aus den Tunneltrocknern und Solarsystem sowie der Eismaschine.

In dem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Projekt kooperierte das Fraunhofer ISE gemeinsam mit der Innotech Ingenieursgesellschaft mbH aus Deutschland und dem Kenya Industrial Research and Development Institute KIRDI, dem Kenya Marine and Fisheries Research Institute KMFRI und der TU Mombasa. »Ziel war es, den Menschen vor Ort konkret zu helfen und ein System zu entwickeln, das sie in Eigenverantwortung betreiben können«, so Projektleiter Dr. Alexander Morgenstern. Durch die Kühlung und Trocknung von Fischen, aber auch von Gemüse und anderen Produkten, können Bauern und Fischer mehr Produkte auf dem Markt zu verkaufen. Durch die Haltbarmachung können sie zudem auch Produkte außerhalb der Saison verkaufen und so eine sichere Einkommensbasis schaffen und höhere Erlöse erzielen.

Das System besteht zum einen aus einer Photovoltaikanlage mit 15 Kilowatt Leistung, die in ein dreiphasiges, batteriegestütztes Inselnetz einspeist, mit dem Eismaschine und Kühlraum betrieben werden. Die Eiserzeugung hat eine Kapazität von 1500 Kilogramm in 24 Stunden. Überschüssiger Solarstrom wird in Batterien mit insgesamt 19,2 Kilowattstunden Speicherkapazität eingespeist. Zum anderen besteht SolCoolDry aus zwei solaren Tunneltrocknern, die tagsüber die Luft erwärmen und diese mit Lüftern über das Trockengut verteilen. Um auch nachts trocknen zu können, ist einer der Trockner mit Heizrohren ausgestattet, die von einem 12 Quadratmeter großen Flachkollektor und einem 2000 Liter- Warmwassertank mit Wärme versorgt werden.

Ein Problem für das Projektteam waren die durch die Covid-Pandemie stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten, die einen Aufbau vor Ort unmöglich machten. »Wir haben dann ein Videotutorial erstellt, mit deren Hilfe unsere kenianischen Partner das System weitgehend selbständig aufbauen konnten«; erklärt Alexander Morgenstern. Nach der elektrischen Inbetriebnahme durch Norbert Pfanner vom Fraunhofer ISE wurde das System im August an die lokalen Partner übergeben. Die Beach Management Unit, eine Vereinigung der Fischer, Mangrovenpflanzer, Bauern, Imker und Seetangfarmer, wird mit dem KIRDI gemeinsam den Betrieb der Anlage verantworten. Mit Nutzungsgebühren für den Trockner und dem Verkauf des Eises soll die Wartung der Anlage finanziert werden, um die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen. Mit einem Monitoring-System wird das Fraunhofer ISE die Performance der Anlage aus der Ferne überwachen.

Im Oktober führt das Fraunhofer ISE einen Trainingsworkshop mit den lokalen Partnern durch, bei dem auch die Weiterentwicklung des Systems diskutiert werden soll. »Wir möchten gemeinsam herausfinden, wie es günstiger, kleiner und mit lokal verfügbaren Komponenten gebaut werden kann. Das System soll dem Wissensaustausch dienen«, blickt Alexander Morgenstern voraus.

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