Menschen zum Energiesparen motivieren: Ariadne-Forschende analysieren 100 Studien aus 25 Ländern

Bis zu 6 Prozent des Energieverbrauchs von Haushalten können kurz- und mittelfristig durch Verhaltensänderungen gesenkt werden und so helfen, die Energiekrise abzufedern. Motivierend sind vor allem monetäre Anreize, aber auch Informationskampagnen, Selbstverpflichtungen oder Spiele. Das zeigt eine neue Analyse, für die Ariadne-Forschende des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität mehr als 100 Studien aus über 25 Ländern ausgewertet haben. Das Papier diskutiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, analysiert den rechtlichen Rahmen sowie den Stand der Implementierung in Deutschland und zeigt entsprechende Regulierungsoptionen auf.

© Fraunhofer ISE
Die Installation von intelligenten Messgeräten ist eine Maßnahme, um beim Energiesparen im Privatbereich zu helfen.

 

»Aufbauend auf der Meta-Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change über Experimente zu Verhaltensinterventionen haben wir analysiert, welche Ansätze in diesem Bereich regional, national und international bereits bestehen und in der Diskussion sind. Die Ergebnisse haben durch die Energiekrise nochmals an Brisanz gewonnen. Im Ergebnis zeigt sich: Monetäre Anreize spielen als Einzelmaßnahme die wichtigste Rolle, sind aber besonders wirksam, wenn sie mit Motivation und Feedbackmechanismen kombiniert werden«, so Co-Autor Robert Meyer vom Fraunhofer ISE.

Defizite bei Feedbackmechanismen  

»In der aktuellen Situation gibt es vor allem bei Feedbackmechanismen, wie regelmäßigen, unterjährigen Verbrauchsabrechnungen, noch die größten Defizite, um sicher zu stellen, dass die Einsparerfolge wahrgenommen werden. Sie würden auch dabei helfen, dass es nicht zu bösen Überraschungen in einigen Monaten kommt«, erläutert Robert Meyer.

Dass in Deutschland die Umsetzung von Maßnahmen zum Energiesparen hinterherhinkt, liegt unter anderem am Fehlen einer intelligenten Messinfrastruktur, die Haushalten einen direkteren Einblick in ihren eigenen Verbrauch gibt. Aber auch ohne diese Technik können kurzfristig Politikmaßnahmen eingesetzt werden, die bei der Bewältigung der Energiekrise helfen können, argumentieren die Autorinnen und Autoren. So kann es sinnvoll sein, die geplanten Entlastungspakete zur Abfederung der steigenden Energiekosten an eine Reduktion des Verbrauchs im Vergleich zu vergangenen Jahren zu knüpfen. Energieeinsparungen können durch die Bereitstellung von Informationen über den monatlichen Energieverbrauch, den Vergleich mit anderen Haushalten und das Einsparpotenzial erhöht werden. Die Kombination mit nicht-monetären Instrumenten zur spielerischen Erhöhung der Energiekompetenz kann die Menschen langfristig zum Strom- und Wärmesparen motivieren. Wichtig bleibe, dass die Lenkungswirkung der Energiepreise nicht zu sehr ausgehebelt wird, da sonst weniger Energie gespart wird als notwendig.

Bereits seit dem Ölpreisschock in den 1970er Jahren hat die Wissenschaft in vielen Studien und Experimenten energiesparendes Verhalten studiert, um besser zu verstehen, was Menschen anreizt, weniger Strom und Wärme zu verbrauchen. Diese Erfahrungen können in der aktuellen Energiekrise für die Entwicklung von Maßnahmen helfen, die Haushalte zum verstärkten Energiesparen motivieren. Zwar wurden in Deutschland selbst nur wenige solcher Untersuchungen durchgeführt, für ihre Metastudie haben die Expertinnen und Experten des Kopernikus-Projekts Ariadne jedoch Studien aus in der ganzen Welt, darunter USA, Großbritannien, Japan und europäische Länder, systematisch ausgewertet. 

 

Literaturhinweis

Tarun Khanna, Klaas Miersch, Felix Creutzig, Robert Meyer, Jana Karras, Greta Reh, Jan Minx (2022): Maßnahmen für energiesparendes Verhalten im Wohnsektor. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam. 

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