Stromstudie des Fraunhofer ISE zur Metropolregion Rhein-Neckar: Erneuerbare Energien müssen stark ausgebaut werden
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat in der aktuellen »Stromstudie für die Metropolregion Rhein-Neckar« die Situation des Strombedarfs und Angebots der Erneuerbaren Energien bis 2045 analysiert. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Metropolregion muss demnach rasch und dauerhaft Fahrt aufnehmen, um den bis Mitte der 2040er Jahre stark steigenden Strombedarf der Region zumindest anteilig decken zu können. Ungeachtet des Ausbaus wird die stark industriell geprägte Region weiterhin auf Stromimporte angewiesen sein.
Die Studie wurde im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) erstellt, um die Folgen und Herausforderungen der Energiewende für die Region faktenbasiert zu untersuchen. Hintergrund: Die MRN ist bereits heute eine der stromintensivsten Regionen Deutschland, auch unabhängig von einzelnen sehr großen stromintensiven Verbrauchern in der Industrie.
Um den zukünftigen Strombedarf in der Region abzuschätzen, betrachtete das Team des Fraunhofer ISE drei unterschiedliche Szenarien (Basis, Effizienz, Elektrifizierung) auf Basis des Energiesystemmodells REMod. Mit diesem können Transformationspfade des deutschen Energiesystems, also die jährliche technologische Zusammensetzung der Sektoren Energie, Gebäude, Industrie und Verkehr bis 2045 berechnet werden.
»Der Stromverbrauch in der Metropolregion wird von heute 17 Terawattstunden pro Jahr bis zum Jahr 2045 auf 32 bis 38 Terawattstunden ansteigen, je nach zugrunde gelegtem Szenario. Haupttreiber hierfür ist über den gesamten Zeitraum die Industrie, die sich dekarbonisiert, also wegkommt von Öl und Gas, und sich dabei in gleichem Maße elektrifiziert«, erklärt Dr. Christoph Kost, Gruppenleiter Energiesysteme und Energiewirtschaft am Fraunhofer ISE. Neben den Industriebetrieben werden der Ausbau von Wärmepumpen im Gebäudebereich und der Elektromobilität den Strombedarf stark und schnell ansteigen lassen.
Das Fraunhofer ISE beziffert das Potenzial für erneuerbare Energien in der Region auf 16,2 Gigawatt. Das ließe sich aber nur erreichen, wenn alle realistischen Potenziale auch erschlossen würden. Zum Vergleich: die heute installierte Leistung liegt bei gerade einem Zehntel davon. Besonderes Potenzial sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Photovoltaikanlagen (14,4, GW, davon 6,0 GW für Dachanlagen und 8,4 GW für Freiflächen). Die Windkraft käme auf maximal 1,8 GW. Die Studie zeigt dabei eindrücklich, dass sich die Ausbaupotenziale der MRN vor allem auf den Neckar-Odenwald-Kreis, den Kreis Bergstraße und den Rhein-Neckar-Kreis konzentrieren, während der Strombedarf in den industriellen Kernen und damit in den Städten hoch ist und zunehmen wird. Bei Realisierung des gesamten Potenzials von 16,2 GW installierter Leistung von Photovoltaik und Wind ergeben sich rund 20 Terawattstunden, plus eine weitere Terawattstunde aus Wasserkraft und Biomasse. »Die Region wird daher selbst bei Ausschöpfen all ihrer Potenziale auf Stromimporte von 10 bis 17 Terawattstunden im Jahr angewiesen sein«, bilanzierte Kost.
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