Energy and Buildings | Volume 320 | 1 October 2024 | 114592
Helen Rose Wilson, Tilmann E. Kuhn, Hisashi Ishii, Daniel Valencia-Caballero, Nuria Martin Chivelet, Jinqing Peng, Rebecca Jing Yang, Yukun Zang, Hua Ge, Kai Ye, Jacob C. Jonsson, Konstantinos Kapsis
Der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) quantifiziert den Anteil der einfallenden Sonneneinstrahlung, der direkt oder indirekt durch die Gebäudehülle transmittiert und im Innenraum des Gebäudes ankommt. Bei Bauteilen der bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) wird ein Teil der absorbierten Sonneneinstrahlung in Strom umgewandelt, was den Anteil an übertragene Wärme in den Innenraum reduziert. Dieser Effekt muss bei der g-Wert-Bestimmung von BIPV-Bauteilen für Warmfassaden oder -dächer berücksichtigt werden.
“Es ist wichtig, diese Wirkung zu verstehen, wenn energieeffiziente Gebäude mit reduziertem Kühlbedarf optimiert werden. Das Verständnis dieses Phänomens soll wiederum die breitere Annahme von BIPV-Lösungen unterstützen”, sagen die AutorInnen.
BIPV-Anlagen erzeugen Strom und besitzen mindestens eine baurelevante Eigenschaft. Wenn BIPV-Module als Verglasungsprodukte in Fenstern, Oberlichtern oder Ganzglasfassaden eingesetzt werden, muss ihr Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert oder Solar Heat Gain Coefficient SHGC) bestimmt werden. Um verschiedene BIPV-Verglasungsprodukte, die aus einem Glas-Glas-PV-Modul und ggf. weiteren konventionellen Glasscheiben mit gasgefüllten Zwischenräumen bestehen, miteinander vergleichen zu können, eignen sich die Verfahren zur Bestimmung des g-Werts von Architekturverglasung als Ausgangspunkt, die in internationalen Normen wie ISO 9050 oder EN 410 dokumentiert sind. In der Veröffentlichung werden leicht implementierbare Modifikationen dieser Verfahren zur Berücksichtigung der Energieabfuhr als Strom und der optischen Inhomogenität von BIPV-Verglasungen mit ihren Kombination aus PV-Zell- und transparenten Bereichen vorgeschlagen. Der Grundansatz ist die Berechnung des g-Werts der BIPV-Verglasung aus den optischen und thermische Eigenschaften ihrer Komponenten und dem photovoltaischen Wirkungsgrad des PV-Moduls.
Die Veröffentlichung enthält auch die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus einer Umsetzungsübung und einer Sensitivitätsanalyse, die Teilnehmende des IEA-PVPS Task 15 zu BIPV durchgeführt haben. Der Zellbedeckungsgrad im Glas-Glas-PV-Modul, der thermischer Widerstand des Glasaufbaus, die Wahl der Rahmenbedingungen und die Auswirkung der Stromabfuhr wurden als die Parameter identifiziert, die den berechneten g-Wert für eine bestimmte BIPV-Verglasungsart wesentlich beeinflussen. Ein praktikabler Ansatz, um die typischerweise große Vielfalt an Abmessungen bei BIPV-Verglasungen zu berücksichtigen, wird auch vorgeschlagen.
Ausgehend von den Ergebnissen in der Veröffentlichung wurde ein neuer Anhang zur Berücksichtigung der typischen Merkmale der BIPV-Verglasung in der aktuellen Überarbeitung der EN 410 – der bestehenden EU-Norm zur Berechnung der Licht- und Energieeigenschaften von Architekturverglasung - formuliert. Die revidierte Fassung der EN 410 mit dem neuen BIPV-Anhang soll im Jahr 2026 veröffentlicht werden. Es wird erwartet, dass die nächste Revision der entsprechenden internationalen Norm ISO 9050 ebenfalls einen BIPV-Anhang enthalten wird, der auf diese Veröffentlichung basiert.