Studie: Comeback der europäischen Solarindustrie ist möglich

Eine vertikal integrierte Photovoltaik-Produktion in Europa und Deutschland ist wettbewerbsfähig, wenn die Produktionskapazität groß genug ist und die Lieferkette in Europa liegt. Das zeigt eine Studie, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE im Auftrag des Verbands der deutschen Maschinen- und Anlagenhersteller e.V. (VDMA) erstellt hat. Die Forscher haben die Produktionskosten für die vorherrschende Technologie basierend auf oberflächenpassivierten mono-kristallinen Silicium-Solarzellen in Deutschland/Europa mit einer Produktion in China verglichen.

Die Photovoltaik ist heute in den meisten Regionen weltweit die günstigste Stromquelle mit Erzeugungskosten von teilweise unter 2 Cent pro Kilowattstunde. Experten rechnen daher mit einem rasanten Marktwachstum für Photovoltaik, auch weil im Zuge der Sektorenkopplung (Verkehr, Wärme) mehr Kapazitäten für saubere Stromerzeugung aufgebaut werden müssen. Für Europa als zweitgrößter PV-Markt weltweit nach China wird um 2030 ein jährlicher Zubau von etwa 200 Gigawatt erwartet. Dass vor dem Hintergrund dieses robusten Marktwachstums in Europa auch der Wiederaufbau einer wettbewerbsfähigen europäischen und deutschen Solarindustrie möglich ist, haben Forscher des Fraunhofer ISE in der Studie »Competitiveness of a European PV Manufacturing Chain« berechnet.

Die innerhalb der Studie erarbeiteten Kernpunkte für eine wettbewerbsfähige Produktion von PV Modulen in Europa umfassen unter anderem:

  • Die notwendigen Transportkosten für fertige Module oder Materialien von China nach Europa müssen bei der Kostenbetrachtung berücksichtigt werden. Bei Modulkosten von lediglich rund 20 €ct/Wp erreichen die Transportkosten von China nach Europa bereits Kostenanteile von knapp 10 %.
  • Zur Ausnutzung von Skaleneffekten im Betrieb sowie bei der Beschaffung sollte eine europäische Produktion eine Fabrikgröße im Bereich von mehr als 5 GWp Produktionskapazität pro Jahr erreichen.
  • Das oben erwähnte hohe Marktpotenzial innerhalb der EU und der Aufbau von Produktionsstandorten auf Gigawatt-Ebene sollten eine Wiederansiedlung der  Materiallieferkette für die Herstellung von Ingots, Wafern, Zellen und Modulen in Europa begünstigen, wesentliche Materialien könnten dann lokal zu wettbewerbsfähigen Preisen bezogen werden.
  • CO2- und andere umweltschädliche Emissionen sollen auf ein Minimum reduziert werden. In Europa werden zu diesem Zweck bereits jetzt strenge Kontrollen durchgeführt. Wenn Kreislaufwirtschaft, Cradle-to-Cradle- und Recyclingkonzepte hinzukommen, ist Europa prädestiniert, echte Nachhaltigkeit in das Energiesystem einzubringen und echte »grüne« Energie zu liefern.   

 »Europa sollte diese Chance nutzen, um einen großen Teil seines heimischen Energiemarktes mit europäischen Produkten abzudecken. Dies ist nicht nur eine große Chance für den Hightech-Standort Europa, sondern auch eine Chance, die Versorgungssicherheit durch Verringerung der Abhängigkeit von Importen im Bereich der Energieerzeugung zu gewährleisten. «, sagt Dr. Andreas Bett, Institutsleiter Fraunhofer ISE.

 

Das Thema auf der EU PVSEC

Freitag,13. September 2019, 8:30-10:00 Präsentation im Rahmen der Session »Manufacturing of Silicon Solar Cells«:
»The Vision of Large Scale PV Manufacturing in Europe: A Dream or Chance for Execution?«
mit Peter Fath (RCT Solutions)

© Fraunhofer ISE
Europäische Forschungseinrichtungen – hier die Pilotlinie PV-TEC des Fraunhofer ISE– und Material-, Komponenten- und Anlagenhersteller haben über Jahrzehnte die PV-Entwicklung vorangetrieben.

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