In den kenianischen Küstenregionen führt der Mangel an Möglichkeiten zur Kühllagerung und geeigneten Technologien zur Konservierung von frischen Produkten zu erheblichen Verlusten. Sowohl die Fischer als auch die Landwirte leiden unter dieser Situation und sind gezwungen, ihre Erzeugnisse so schnell wie möglich frisch an Händler oder zu unwirtschaftlichen Preisen zu verkaufen. Das warme Wetter in der Region beschleunigt den Verderb und führt zu Nachernteverlusten, insbesondere von Fisch. Außerdem ist es schwierig, Fisch während der Regenzeit und nachts zu trocknen. Das Trocknen in der Sonne auf offenem Gelände ist anfällig für Verunreinigungen und führt zu minderwertigem Fisch, der keinen Zugang zu hochwertigen Märkten findet.
Im Projekt wurden zwei solar versorgte Anlagen zur Eiserzeugung und Trocknung von Fisch entwickelt und mit den lokalen Partnern aufgebaut. Für die Erzeugung und Bereitstellung der erforderlichen Energie werden sowohl Photovoltaik und elektrische Speichertechnologien und andererseits Solarthermie, Wärmepumpe und thermische Speicher genutzt. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Partnern in Kenia, um einen nachhaltigen Betrieb der Systeme auch über die Projektlaufzeit hinaus zu ermöglichen.
Das Projekt SolCoolDry zielte darauf ab, die Fischer und Bauern durch die Entwicklung und Einrichtung eines zu 100 % Solar betriebenen, netzunabhängigen Systems zum Trocknen und zur Produktion von Flake-Eis zu unterstützen. Im Projekt wurden zwei Systeme aufgebaut. Eine der Anlagen nutzt Solarthermie für die Wärmeerzeugung, während die zweite Anlage mit einer Wärmepumpe und zusätzlich einem Biomassekessel als Backup ausgestattet ist. Beide verfügen über zwei solare Tunneltrockner, wobei jeweils einer mit einer Heizung für einen optimierten Nachtbetrieb und der andere als einfacher Solartrockner ausgelegt ist.
Die Versorgung der Eismaschinen erfolgt über PV; am ersten Standort mittels Wechselrichtern und Batteriespeicher zur Erzeugung eines sog. Inselnetzes und am zweiten Standort über eine DC-Direktkopplung mittels Frequenzumrichter.
Während das Eis von den Fischern und Fischhändlern hauptsächlich für die Kühlung während des Transports zwischen Fang und Verkauf genutzt wird, erfolgt die Nutzung der Trockner zur Herstellung von lagerfähigen Produkten, hauptsächlich getrocknetem Fisch oder anderen Produkten mit erstklassigem Nährwert, Textur und Geschmack. Nutzer der Anlagen sind die lokale Bevölkerung als auch Händler. Bisher erfolgt die Trocknung von Fisch an beiden Standorten traditionell noch weitgehend auf Netzen und Planen, die auf dem Boden ausgebreitet werden. Somit besteht eine direkte Abhängigkeit der Produktqualität von der Sonneneinstrahlung und vom Wetter.
Der Einsatz von Monitoringsystemen ermöglicht es, das Betriebsverhalten aus der Ferne im Auge zu behalten und zu unterstützen. Somit konnten bisher kleinere technische Probleme erfolgreich vor Ortbehoben werden.
Das SolCoolDry-System in Mwazaro, an der Südküste, wird seit August 2022 durch die lokale Beach Management Unit betrieben. Die Eismaschine ist derzeit die Einzige in der weiteren Umgebung, die noch hochwertiges Eis produziert und außerdem unabhängig von immer wieder auftretenden Stromausfällen arbeitet.
Das zweite System in Muhuru Bay am Viktoriasee wurde im August 2024 zur langfristigen Nutzung an das kenianische Sozialunternehmen WeTu übergeben. Auf Grund der ganzjährigen Fischerei im See besteht hier ein sehr hoher Bedarf an Eis, der auch mit der neuen Anlage nur selten gedeckt werden kann. 700 kg/d sind für etwa 2100 kg Fisch ausreichend. Die lokale Kooperation mit WeTu an diesem Standort bietet eine Wasseraufbereitung, welche Grundlage für die Erzeugung von sauberem Eis ist.