Presseinformation #13

Gesellschaftliche Akzeptanz durch lokale Aktion – Beteiligung der Bürgerschaft steigert Identifikation mit der Energiewende

In Deutschland begrüßen viele Menschen die Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bei konkreten Maßnahmen in der unmittelbaren Umgebung, dem Bau von Windrädern oder Stromtrassen, verwandelt sich Akzeptanz aber schnell in Ablehnung. Das Forschungsprojekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« hat daher untersucht, wie Partizipation die Akzeptanz für die Energiewende erhöhen kann. Ein interdisziplinäres Team hat verschiedene Energiewendemodelle und Partizipationsformen entwickelt und deren Akzeptanz in einer Umfrage ermittelt. Fazit: Stadtwerke und Kommunen übernehmen eine Vorreiterrolle bei der Beteiligung der Bürgerschaft an der Energiewende. Was sie tun können, um die Energiewende bürgernah zu gestalten, ist Thema eines Symposiums am 30. Juni 2016 in Berlin.

Gesellschaftliche Akzeptanz durch lokale Aktion: Das Forschungsprojekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« hat untersucht, wie Partizipation die Akzeptanz für die Energiewende erhöhen kann.
© Jan.boedeker (Eigenes Werk)
Gesellschaftliche Akzeptanz durch lokale Aktion: Das Forschungsprojekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« hat untersucht, wie Partizipation die Akzeptanz für die Energiewende erhöhen kann.

Bislang gibt es vor allem finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten an der Energiewende. Bürgerinnen und Bürger können sich z. B. finanziell am Ausbau des Stromnetzes beteiligen oder in Photovoltaikanlagen und Windparks investieren. Ziel des Projekts »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« war es, die Rolle von bürgernahen und leicht zugänglichen Beteiligungsangeboten an der Energiewende, die nicht unbedingt monetär motiviert sind, genauer zu beleuchten. Zudem wurden auf die Beteiligungsangebote abgestimmte gesellschaftlich akzeptierte Transformationsszenarien errechnet, um die Machbarkeit einer gesellschaftlich verträglichen Energiewende zu demonstrieren. »Unsere Aufgabe war es, den Zusammenhang zwischen technischen Lösungen auf der einen Seite und Möglichkeiten zur Teilhabe auf der anderen Seite zu untersuchen«, so Sebastian Gölz, Diplom-Psychologe am Fraunhofer ISE und Leiter des Projekts »KomMA-P«.

Im Gegensatz zu technisch- und kostenoptimierten Energiewendeszenarien lag der Fokus auf Energiewendemodellen, mit denen sich die Menschen stärker identifizieren können. Wie groß das Akzeptanz- und Partizipationspotenzial der verschiedenen technischen Optionen tatsächlich ist, wurde durch sozialwissenschaftliche Methoden – Feldtests, repräsentative Befragungen und Stakeholder-Dialoge – empirisch abgesichert. Die Forschung zeigt: zielgruppen- und werteorientierte Teilhabemöglichkeiten können die Zustimmung zur politischen und gesellschaftlichen Umsetzung der Energiewende in der Bevölkerung erhalten und ausbauen. Auf Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse wurden Handlungsempfehlungen formuliert, die zeigen, wie die Teilhabe realisiert werden kann. Die wissenschaftlichen Arbeiten und deren Interpretation wurden von Partnern aus der Praxis – Versorgern, Dienstleistern und Interessenvertretern aus dem Energie- und Umweltsektor unterstützt.

»Mit den Ergebnissen des Projekts KomMA-P wollen wir Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft dabei unterstützen, Energiepolitik und Maßnahmen zu gestalten, die nicht nur technisch und finanziell sinnvoll sind, sondern auch die Menschen vor Ort einbinden und überzeugen«, sagt Gölz. Eine der Handlungsempfehlungen setzt z. B. auf die Visualisierung der Energiewende im lokalen Umfeld, wie sie im Pilotprojekt »Energieflussvisualisierung« in Kooperation mit den Stadtwerken Wunsiedel und der Energiewende GmbH Nürnberg realisiert wurde und sowohl bei Wunsiedeler Bürgerinnen und Bürgern als auch politischen Vertretern in anderen Regionen großen Zuspruch erhielt. Indem sichtbar gemacht wurde, wo Energie erzeugt und wie Energie verbraucht wird, konnten Bürgerinnen und Bürger sensibilisiert und zu bewussterem Umgang mit Energie motiviert werden.

Die Praxisbeispiele und die Ergebnisse der Umfragen haben gezeigt, dass insbesondere Stadtwerke und Kommunen für die Beteiligung der Bürgerschaft an der Energiewende eine Vorreiterrolle übernehmen können. Um dieses Potenzial nutzen zu können, müssen sie neue Kompetenzen, Strategien und Dienstleistungen entwickeln und umsetzen. Auf einem abschließenden Symposium am 30. Juni 2016 in Berlin werden die Partner des Projekts »KomMA-P« Anregungen und Antworten auf die Frage vorstellen, was Stadtwerke und Kommunen, aber auch die Bundespolitik konkret tun können, um die Herausforderungen einer bürgernahen Energiewende zu meistern. Die Veranstaltung mit Vorträgen und Diskussionstischen zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen richtet sich an Interessierte aus der Energiewirtschaft und Politik, sie ist öffentlich und kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten:

Abschlussveranstaltung: Kommunale Energiewende – Wie können sich Stadtwerke neu positionieren?

Donnerstag, 30.06.2016, 10:00 bis 16:00 Uhr

Fraunhofer Forum, Spreepalais am Dom

Anna-Louisa-Karsch-Straße 2, 10178 Berlin
Anmeldung hier!

Projekt und Partner:

Das Projekt »KomMA-P« integriert verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und Perspektiven zur Energiewende und vereint Kompetenzen aus Forschung und Praxis. Partner im Projekt »KomMA-P« sind das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart und das Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Das Projekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms »Umwelt- und Gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems« gefördert.

Letzte Änderung: