Innovatives solarthermisches Kraftwerk in Ägypten eingeweiht

Am 27. Februar wurde in der City of Science and Technology im ägyptischen Borg El Arab westlich von Alexandria das »MATS«- Kraftwerk offiziell eingeweiht. Das solarthermische Kraftwerk, welches das erste seiner Art darstellt, wurde im Rahmen des Projekts »Multipurpose Applications by Thermodynamic Solar« errichtet, das von einem Konsortium europäischer und ägyptischer Partner getragen und von der EU ko-finanziert wurde. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat das Projekt wissenschaftlich betreut.

Parabolrinnenkraftwerk
© Fraunhofer ISE
Das Parabolrinnenkraftwerk liefert mit 10.000 m² Kollektorfläche eine elektrische Leistung von 1MW.
Einweihung
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An der Einweihung nahmen u.a. Prof. Amr Amin, Generalsekretär des Forschungsrats für erneuerbare Energien Ägypten (l.), Khalid Atef Abdul Ghaffar (2.v.l.), Minister für Forschung und höhere Bildung, der italienische Botschafter Giampaolo Cantini (4.v.l.), James Moran, Botschafter der EU in Ägypten (4.v.r.) und MATS-Koordinator Dr. Alberto Giaconia teil (2.v.r).
Eintankspeicher
© Fraunhofer ISE
Eintankspeicher (Vordergrund) und Back-up Gasbrenner (Bildmitte).

Das MATS-Kraftwerk, basierend auf Parabolrinnenkollektoren mit einer Kollektorfläche von 10.000 m², liefert eine elektrische Leistung von 1 MW. Die Anlage, in die etwa 22 Millionen Euro investiert wurden (12,5 Millionen Euro von der EU), kann sowohl netzgebunden als auch off-grid betrieben werden. Das System deckt auf Abruf den Strombedarf von mehr als 1.000 Menschen und kann durch Nutzung der Abwärme pro Tag etwa 250.000 Liter Wasser entsalzen, was ein kostbares Gut in ariden Zonen darstellt. Als Wärmeübertragungsfluid verwendet das System geschmolzenes Salz (engl. Molten Salt, eine Mischung aus Natrium- und Kaliumnitrat), gekoppelt mit einem Wärmespeicher, der die Stromerzeugung und Entsalzung auch nach Sonnenuntergang- in den besonders stromintensiven Phasen- für bis zu vier Stunden ermöglicht.

Im Vergleich zu den in herkömmlichen Anlagen verwendeten Thermalölen zeichnen sich die Salze in Sachen Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und Handling aus.  So können sie auch bei niedrigen Drücken und Temperaturen bis 550 °C arbeiten und damit zu einer hohen Effizienz des Kraftwerks beitragen. Eine Besonderheit des thermischen Speichers der MATS-Anlage ist, dass es sich um einen sogenannten Eintankspeicher handelt. Hierbei wird heißes und kälteres Salz (290 °C) geschichtet in nur einem Tank gespeichert. Die Aufteilung in einen Tank für das heiße und einen weiteren Tank für das kältere Salz entfällt. Zudem befindet sich der Dampferzeuger innerhalb des Speichertanks, wodurch die Investitionskosten verringert werden. Durch eine auf Gas basierende Zusatzheizung kann die Stromproduktion und Entsalzung ebenfalls gewährleistet werden und ermöglicht die Einbindung von lokaler Biomasse.

Im MATS-Projekt arbeiten Forschungszentren und Industriepartner aus Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland  und Ägypten zusammen, koordiniert von der italienischen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige Entwicklung ENEA. Neben der Einbindung der Anlage in die lokalen Strom-, Gas- und Wasserverteilungsnetze trägt das Projekt durch Ausbildungskurse, die Vermittlung technischen Know-hows und neue Beschäftigungsmöglichkeiten für lokale Arbeitnehmer zur Weiterentwicklung des für Nordafrika so wichtigen strategischen Sektors der erneuerbaren Energien bei. Die Partner des Forschungskonsortiums verfolgen das Ziel, die semi-aride Region zu einem Technologiezentrum zu entwickeln und gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen der EU und Ägypten im Bereich nachhaltige Forschung, Innovation und Entwicklung zu festigen. An der Einweihung nahmen daher unter anderem die Minister für Forschung und höhere Bildung sowie Elektrizität Ägyptens und die Botschafter Italiens und der EU teil. Im Rahmen der Einweihung fand in Kairo ein Workshop zu »Public-Private Partnerships and Technology Development in Renewable Energy« statt, an dem Martin Karl vom Fraunhofer ISE einen Podiumsvortrag zum Thema »Effective tools and measures to support innovation and technology transfer in the industrial sector« hielt.

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