Die Gestaltung der Energiewende ist das Thema eines umfassenden Forschungsprozesses, zu dem sich 27 Forschungseinrichtungen im Projekt »Ariadne« zusammenfinden. ARIADNE ist eines der vier Kopernikus-Projekte, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Innerhalb der dreijährigen Laufzeit soll erforscht werden, welche Politikinstrumente zur Erfüllung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens geeignet sind. Vom besseren Verständnis der Wirkung einzelner politischer Maßnahmen und Politikpfade bis hin zum Überblick über das Gesamtsystem – gemeinsam mit Akteurn aus Politik, Energiewende und Gesellschaft untersucht das Projekt sinnvolle Strategien für die Energiewende und ihre Akzeptanz bei Bürgern. Erkenntnisse und Ergebnisse trägt das Projekt laufend auf einer multimedialen Website zusammen.
Wer ist Ariadne? In der griechischen Mythologie gelang dem legendären Helden Theseus durch den Faden der Ariadne die sichere Navigation durch das Labyrinth des Minotaurus.
Angelehnt daran hat das Projekt Ariadne zum Ziel, ein Gesamtbild zu liefern: in Bezug auf Deutschlands Weg zur Klimaneutralität 2045 und den Klimaschutz ist die Energiewende eine Notwendigkeit. Gleichzeitig stellt der Transformationsprozess eine Chance für Innovation, nachhaltigen Strukturwandel und die Erprobung neuer Konzepte gesellschaftlicher Trägerschaft dar. Durch die aktuelle Energiekrise und die daraus folgende veränderte geopolitische Konstellation findet die Transformation unter fundamental anderen Rahmenbedingungen statt. Die Arbeiten der ersten Förderphase von Ariadne, vom einzelnen Sektor bis zur Systemperspektive, vom deutschen Klimaschutzgesetz bis zum europäischen Green Deal, von der Bürgerdeliberation bis zum Austausch mit politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, haben dabei fünf zentrale Herausforderungen für den Erfolg der Energiewende offengelegt:
- das Erfordernis einer beispiellosen Beschleunigung und Skalierung der Transformation in technischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht
- eine verlässliche und anpassungsfähige Instrumentierung
- den Umgang mit Knappheiten sowie technischen Restriktionen
- Fragen von Verteilung, sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Trägerschaft sowie
- die Notwendigkeit einer Anpassung an geopolitische Umbrüche und Unsicherheiten.
Diese Herausforderungen der Energiewende im Detail zu beleuchten und robuste Strategien für politisches Handeln zu entwerfen, mit denen diese Herausforderungen bewältigt werden können, ist Ziel des beantragten Projekts. Ein gemeinsamer Lernprozess wird sich auch in der kommenden Förderphase wie ein roter Faden durch das Projekt ziehen, um Wege aufzuzeigen, wie Hemmnisse überwunden und Optionen zur Bewältigung multipler Krisen ausbuchstabiert werden können. Damit trägt Ariadne dem Förderaufruf der Kopernikus-Projekte für die Energiewende Rechnung, der betont, dass gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Aspekte von großer Bedeutung seien und die Gestaltung der Energiewende nur gelingen könne »wenn die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung angemessen reflektiert, die Umweltverträglichkeit und marktwirtschaftliche Erfordernisse berücksichtigt werden.« Ariadne wird die Transformation dabei in vier Dimensionen beleuchten: In der Analyse technisch-ökonomischer Szenarien, Optionen für eine klimapolitische Governance, geeigneter Politikinstrumente und Voraussetzungen für eine gelingende gesellschaftliche Trägerschaft. Um den identifizierten Herausforderungen und Dimensionen der Energiewende gerecht zu werden, organisiert Ariadne die künftige Forschung in neun Arbeitspaketen, die sich im Schwerpunkt jeweils einem Themenbereich widmen.
In Zusammenarbeit mit seinen Schwesterinstituten im Fraunhofer Exzellenzcluster CINES trägt das Fraunhofer ISE zu den »Ariadne«-Analysen im Kontext der deutschen Energiewende bei.
Das Fraunhofer ISE leitet unter Sebastian Herkel und Dr. Christoph Kost das Arbeitspaket »Sektorale Fokusanalyse Wärmewende«, in welchem Herausforderungen und Lösungsoptionen der Wärmewende evaluiert sowie die systemische Wirkung von Instrumenten analysiert, dargestellt und bewertet werden. Hier beantwortet die Forschungsgruppe am Fraunhofer ISE, wie die Potentiale im Gebäudebereich und Wohnungsmarkt technologiespezifisch und akteursspezifisch noch besser umgesetzt werden können. Dazu ist ein enger Dialog mit den Stakeholdern der Branchen und Akteuren wie Mietern und Eigentümern vorgesehen.
Darüber hinaus bearbeitet das Fraunhofer ISE Forschungsthemen zu Energieszenarien und die Rolle und Innovationskraft der Industrie im Zuge der Energiewende. Hierbei wird das Energiesystemmodell REMod eingesetzt. Am Fraunhofer ISE werden in diesem Projekt die gesamtsystemischen und sektorkopplungsrelevanten Fragen unter Einsatz des Energiesystemmodells REMod analysiert. Hier möchte die Forschungsgruppe herausfinden, wie die Politikmaßnahmen und Instrumente in einem sektorübergreifenden Zusammenspiel am besten in Bezug auf die Energiewende zusammenwirken.
Die Gesamtleitung des Ariadne-Projekts liegt bei Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).